Sturmfrei


„Na Schatz, wie geht’s dir?“, hörst du meine Frage an deinem rechten Ohr. Du schreckst zusammen und drehst Dich zu mir. „Wo kommst du denn jetzt her?“ Du klingst verwirrt. „Ich habe Dich die Straße entlanglaufen sehen und wollte Dich überraschen. Also habe ich mich halt neben der Haltestelle versteckt“, gebe ich grinsend zurück. „Du bist fies“, sagst Du, während Du Dich wieder wegdrehst, meine Hand nimmst und mich über die Straße ziehst. „Dann muss ich wohl den Rest des Tages besonders nett sein. Wie tragisch“, erwidere ich schmunzelnd. Wir machen uns auf den Weg zu Dir nach Hause. Nachdem Du mir gestern geschrieben hattest, ob ich vorbeikommen möchte, habe ich sofort zugesagt. Auf meine Frage, wann ich da sein soll, kam nur ein kurzes „Eigentlich egal. Außer mir ist eh keiner daheim.“ Und so ist es scheinbar auch. Dein Vater ist auf der Arbeit, der würde erst gegen Abend wiederkommen. Benny verbringt den Tag in der Uni und danach mit ein paar Freunden, bei denen er auch übernachten will. Und Deine Mutter ist mit Maxi in Augsburg beim Shoppen („Er braucht dringend neue Kleidung“, wie du so schön trocken gesagt hast), das heißt die zwei fahren nach dem Mittagessen weg und kommen auch erst gegen 17 Uhr wieder. 4 Stunden freies Haus für uns. Ganz zu schweigen davon, dass Du mich um halb zehn schon an der Haltestelle abholst. Von zehn bis zum Mittag und den Rest des Tages freie Bahn für alles, was wir uns einfallen lassen.

Wir haben Dein Haus erreicht, ziehen unsere Schuhe aus und verschwinden wie gewohnt nach einer kurzen Begrüßung auf Deinem Zimmer, dessen Tür ich auch aus Reflex verschließe. Ich drehe mich um, du legst Deine Arme um meinen Körper und beginnst, mich zu küssen, was ich nur zu gern erwidere. So umschlungen bewegen wir uns zum Sessel, in dem wir uns niederlassen. Küssend sitzen wir da, Du auf meinem Schoß, und genießen die Nähe des jeweils anderen. Langsam bewegt sich meine Hand auf Deinem Rücken, streichelt über Dich und hinterlässt eine angenehme Wärme überall dort, wo sie den Stoff Deines T-Shirts berührt. Ich spüre, wie Dein Kopf auf meine Schulter wandert und lehne mich zurück, um die Position so bequem wie möglich für Dich zu gestalten. Einige Minuten vergehen so, ich streichele Deinen Rücken, Du streifst mit deinen Händen unter meinem Oberteil entlang.

„Ich hab ‚nen Stimmungskiller“, sage ich und löse Dich damit aus den Gedanken, in denen du versunken zu sein scheinst. „Hm?“, höre ich die gemurmelte Antwort an meinem linken Ohr, „musst du aufs Klo?“ „Ja, leider“, antworte ich und beginne, mich zu erheben. Spielerisch beleidigt grummelnd lässt Du Dich von mir im Sessel ablegen. „Ich beeile mich“, flüstere ich Dir zu, bevor ich flink aus dem Zimmer husche.


Wie nutzt Du diesen Moment? Wartest du auf mich, damit wir uns gemeinsam ausziehen oder liegst du schon nackt bereit, wenn ich zurückomme?

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